Warum ich keine Ruhe gebe

Heute vor acht Jahren habe ich unter dieser Überschrift einen Beitrag im Mutmacher-Magazin, meinem früheren Blog, veröffentlicht. Auch wenn seither viele Jahre vergangen sind, ist er noch so aktuell wie damals. Daher habe ich beschlossen, ihn zu überarbeiten und erneut zu veröffentlichen 🙂

Darum geht's hier:

Auslöser für das Thema war ein Gespräch mit meiner Cousine. Sie ist ein halbes Jahr jünger als ich und ging neun Monate nach unserem Gespräch in den Ruhestand. Sie erzählte von weiteren Bekannten, die ebenfalls vor dem Schritt in diesen neuen Lebensabschnitt standen. Am Ende sagte sie diesen Satz:

Die Einzige, die weitermacht, bist Du.

Es war eine Feststellung, mehr nicht.
Doch sie löste ein Nachdenken in mir aus – und dies seither immer wieder .

Zuletzt vor einer Woche.
Da entdeckte ich, dass ich mit meiner Einstellung, keine Ruhe zu geben, keineswegs allein bin. Aktuell befinde ich mich in einer internationalen Fortbildung, an der Frauen aller Altersgruppe teilnehmen – darunter sehr viele Frauen über 60 und nicht wenige, die bereits ihren 70. Geburtstag hinter sich haben 🙂

Mit dem Arbeiten aufhören?

Inzwischen befinde ich mich schon einige Jahre in dem Alter, in dem andere „mit dem Arbeiten aufhören“. Ich selbst kann mir dies nicht vorstellen. Es würde bedeuten, mich von dem abzuschneiden, was ich als meinen Lebensinhalt sehe. Auch wenn ich bei manchen damit auf Unverständnis stoße und von anderen höre:

Gib doch einfach mal Ruhe!

Würde ich gerne, geht nur leider nicht.

Warum ich keine Ruhe gebe: meine 5 Gründe

Wenn Du selbst jenseits der 60 bist, findest Du Dich vielleicht in einem oder mehr dieser Gründe wieder. Dann beschäftigen Dich möglicherweise auch Fragen nach dem „Wohin?“, „Was noch?“ und „War’s das schon?“.

Doch nun zu meinen Gründen…

Weil ich ein Anliegen habe

Ausgelöst durch den Lockdown und die damit verbundene Auflösung meiner damaligen Ziele, habe ich mich in den letzten drei Jahren mehrfach mit meinem Warum beschäftigt, dem tieferen Grund für mein Handeln. Was bisher galt, hat sich nur in Nuancen verändert, die Basis ist gleichgeblieben. Dies ist mein tiefes Anliegen:

Frauen jenseits der Lebensmitte zu ermutigen, für das einzutreten, was ihnen wichtig ist und ihren eigenen Weg zu gehen.

Die Bedürfnisse und Wünsche der Frauen, die heute zu mir kommen, haben sich verändert. Gleich geblieben ist der Wunsch, ein sinnhaftes Leben zu führen, das alle Bereiche umfasst.

Bedürfnisse verändern sich

Mit Ende 40 oder Anfang 50 haben viele Frauen (noch) schulpflichtige Kindern, kümmern sich um alte Eltern und jonglieren gleichzeitig berufliche Bälle. Mit Ende 50 / Anfang 60 verändern sich diese Anforderungen und die Frauen geraten in eine für sie oft überraschende Situation: der (klassische) Ausstieg aus dem Beruf rückt näher. Damit einher gehen Fragen wie diese:

  • War das alles – oder kommt da noch was?
  • Will ich so weitermachen wie bisher – oder ist es Zeit für eine (größere) Veränderung?
  • Wie viel Zeit bleibt mir noch für einen Neustart oder dafür, etwas Eigenes zu gestalten?
  • Und vor allem: Was will ICH überhaupt?

Loslassen, was nicht mehr stimmt

Diese Fragen habe ich mir selbst immer wieder gestellt – und gehandelt, wenn die Situation für mich nicht mehr stimmig war, egal, ob beruflich oder privat. Viele Frauen fasziniert es, dass ich mir immer treu geblieben bin, auch wenn der Preis oft hoch war und der Weg unbequem oder gar steinig. Doch ohne diese Bereitschaft, bleiben Veränderungen halbherzig oder werden im Keim erstickt.

Heute richte ich mich an Frauen meiner Generation, an Frauen zwischen Ende 50 und Ende 60. Diese befinden sich in der Übergangsphase zwischen „was bisher war“ und „wohin ich künftig möchte, ohne zu wissen, was das sein kann“. Wobei ich jüngeren Frauen keineswegs ausschließe, wenn sie sich ebenfalls mehr Liebe und Tiefe in ihrem Leben wünschen. Dabei stellt sich oft heraus:

Veränderung ist selten eine Frage von fehlendem Mut, sondern von nicht vorhandenen verlockenden Perspektiven 😉

Weil ich etwas zu sagen habe

Klingt zunächst wie Selbstbeweihräucherung. Ist jedoch Ergebnis und Bestärkung aus den Rückmeldungen, die ich immer wieder erhalte. Angefragt und besser noch: ungefragt 🙂

Position beziehen klärt und sortiert

Im Laufe der Jahrzehnte habe ich verstanden, dass ich nur dann etwas bewegen kann und sichtbar werde, wenn ich Position beziehe. Das ist mir lange schwergefallen. Früher habe ich meist den Mund gehalten oder maximal in einem Vortrag oder Webinar meine Meinung kundgetan. Mit einem klaren Standpunkt beziehe ich Position, ecke leicht an oder stoße auf Widerspruch. Doch Reibung erzeugt Wärme und diese wiederum bleibt in Erinnerung.

Eines der Themen, zu denen ich schon früh etwas gesagt habe, ist kürzlich wieder aufgetaucht. Aus Anlass meines zehnjährigen Jubiläums gab es eine Duskussionsrunde mit dem Titel:

Männer – Frauen – Ziele: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Dahinter verbarg sich eine These: es gibt einen deutlichen Unterschied in der Art und Weise, wie Männer und Frauen an Ziele herangehen. Obwohl beide in Büchern und Vorträgen – wie auch in anderen Bereichen des Lebens – über einen Kamm geschoren werden.

Das Thema war aus meinen Beobachtungen entstanden. Erst dachte ich, dass ich was falsch mache. Bis ich den grundsätzlichen Denkfehler erkannte, der bis heute weit verbreitet ist: es gäbe keinen Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Vorgehen.

Damals entstand mein Ansatz „Ziele brauchen LIEBE“, der bei vielen Frauen ein Gefühl der Erleichterung hervorrief. Allerdings hatte ich damals keinen Nachweis für meine Hypothese – und so blieb dieses Vorgehen auf der Strecke. Was auch ein typisch weibliches Phänomen ist, das sich zum Glück gerade ändert. Zumindest in meinem Vorgehen 🙂

Weil ich immer noch Lust auf Neues habe

Meine kindliche Neugier habe ich mir bis heute bewahrt. Ich beschäftige mich immer noch gerne mit Neuem. Vor allem faszinieren mich Vorgehensweisen und Methoden, die einfach umzusetzen sind und einen hohen Nutzen bringen. Diese probiere ich selbst aus und wenn sie bei mir gut funktionieren, gebe ich sie an meine Teilnehmerinnen und meine Coachees weiter.

Beispiel Mut-Werkzeuge

Die wichtigsten Vorgehensweisen, die ich über die Jahre entdeckt und weiterentwickelt habe, sind in meinem Buch „Mit Leichtigkeit zum Ziel“ zu finden. Einige davon stelle ich hier im Blog in der Kategorie „Mut-Werkzeuge“ vor. Dazu gehören:

  • Der Einsatz von Intentionen für mehr Leichtigkeit
  • Die Bedeutung von Entschiedenheit für anhaltenden Erfolg
  • Mit der inneren Ratgeberin den eigenen Weg erkennen

Mir fallen immer wieder Dinge auf, die sich in meinem Business umsetzen lassen. Allerdings brauche ich heute deutlich länger aus früher, bis dies tatsächlich der Fall ist. Ich bin langsamer geworden und setze mich weniger unter Druck.

Zeit nutzen oder vertrauen?

Manchmal denke ich:  Mir läuft die Zeit davon!

Doch ist das tatsächlich der Fall?!
Natürlich weiß ich nicht, wie viel Zeit mir auf diesem Planeten noch verbleibt. Bis dahin vertraue ich darauf, dass keine Eile geboten ist, sondern sich die Dinge zum richtigen Zeitpunkt perfekt zusammenfügen. Das ist auch ein Ergebnis aus Altersweisheit und vielfältigen Erfahrungen 🙂

Weil ich für manches erst jetzt den Mut habe

Viele Menschen um die 40 träumen davon, für einige Monate, länger oder ganz ins Ausland zu gehen und von dort aus ihrer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Darüber schreiben sie in ihren Blogs oder Büchern. Als ich im Sommer 2014 das spannende Buch „Lockruf des Lebens“ von Olaf und Beate Hofmann las, erfasste mich eine gewisse Wehmut.

Das würde ich auch gerne machen: ein Jahr in Kanada verbringen…“

Bis mir einfiel, dass ich dies bereits gemacht hatte. Ich war 40 und hatte gerade meinen Karrierejob verlassen, als ich für 2,5 Jahre in die USA gegangen bin. Da seither 20 Jahre vergangen waren, hatte ich dies völlig ausgeblendet. Obwohl es damals ein so wichtiger Schritt war, der meinen beruflichen Weg entscheidend beeinflusst und viele neue Türen geöffnet hat.

Mut zu kleinen Träumen, aus denen Großes wird

Für solche lebensverändernden Entscheidungen brauche ich keinen Mut. Sie sind mir immer leicht gefallen. Vielmehr sind es bei mir die kleineren Träume, denen ich mehr und mehr vertraue. Es sind oft „Alltagsthemen“, die von mir verlangen, mich mit gewohnten Verhaltensweisen und Mustern zu beschäftigen, in technischer oder gedanklicher Hinsicht Neuland zu betreten, mich noch einmal mit meinen Träumen, Hoffnungen und Wünschen auseinanderzusetzen.

Die Komfortzone erweitern oder verlassen

Wichtig ist mir weiterhin, groß zu denken und mich von Sätzen wie „Du gibst wohl nie Ruhe!“ nicht davon abhalten zu lassen, meine Vorstellungen umzusetzen. Oder wie aktuell noch einmal an einer intensiven Fortbildung teilzunehmen, meine Bequemlichkeit zu überwinden und endlich dem einen Raum zu geben, was über Jahrzehnte in mir schlummerte…

Oft bedeutet es, mich aus meiner Komfortzone herauszubewegen und Schritte zu unternehmen, die ich bislang vermieden habe. Dann denke ich an das alte Sprichwort: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt 🙂

Weil noch lange nicht Schluss ist…

Auch wenn der 66. Geburtstag schon hinter mir liegt, kommt mir immer wieder der Refrain aus dem Song „Mit 66 Jahren…“ von Udo Jürgens in den Sinn:

Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.

Mit 66 Jahren…. ist noch lange nicht Schluss.

Ich frage mich:
Was machen Menschen, die mit Anfang oder Mitte 60 in Rente gehen, mit der oftmals langen Zeit, die noch vor ihnen liegt?

Mit der Zeit, die Paula Payne Harding “Vielleicht die besten Jahre überhaupt” nannte. Auf Englisch ist der Titel ihres Buches provozierender: What are you doing with the rest of your life? (Links zu Amazon)

Dieses Thema beschäftigt mich seit meiner USA-Zeit Mitte der 90-er Jahre und lässt mich einfach nicht los 😉

Ein Praxis-Beispiel

Viele Ältere geben nicht gerne zu, dass es ihnen wie einer Teilnehmerin geht, die vor einigen Jahren an einem Orientierungs-Workshop zur Selbständigkeit teilgenommen hat. Ein Jahr zuvor war sie in Rente gegangen. Die ersten drei Monate waren wunderbar. Endlich war Zeit für alles, was bis dahin wenig Raum hatte.

Doch dann war „Schluss mit lustig“.
Sie fing an, sich zu langweilen und spürte, wie sie in einen Abwärtsstrudel geriet. Sie suchte sich eine sinnvolle, sprich ehrenamtliche Tätigkeit. Diese machte ihr große Freude. Hier wurde sie gebraucht, erhielt viel positives Feedback und machte etwas in ihren Augen Sinnvolles.

Bis der Punkt kam, an dem sie feststellte: Auch wenn ich eine gute Rente habe, will ich mit dem, was ich gut kann, Geld verdienen. Das war ihr Ausgangspunkt im Workshop. Im Verlauf des Tages wurde aus einer Idee ein konkretes Vorhaben, das sie anschließend umgesetzt hat.

Ein Vorbild sein für Jüngere

In Workshops und Einzelberatungen erlebe ich immer wieder, dass ich mit meinem gesammelten Wissen und meinen vielfältigen Erfahrungen Frauen als Vorbild diene.

Ich finde es wichtig, dass wir älteren Frauen unsere Weisheit, den erworbenen Erfahrungsschatz und unsere Sicht der Dinge einbringen. Dass wir den Mut entwickeln, uns damit zu zeigen und damit Geld zu verdienen, unabhängig davon, ob wir dieses „brauchen“ oder nicht. Einfach, weil dieses geballte Wissen, die Einsichten und Erfahrungen einen hohen Wert haben – den eines gereiften Lebens.

Einen Schatz, über den wir als Selbständige verfügen: wie können immer entscheiden, was wir wem und wann mit welchem Einsatz anbieten. Das nenne ich den wahren Luxus eines fortgeschrittenen Alters 🙂

  • Worauf hast Du noch Lust?
  • Was willst Du in diesem Leben noch bewegen?
  • Wo gibst Du einfach keine Ruhe, weil Dich ein Thema so beschäftigt, dass Du es nicht sein lassen kannst?

Diese Fragen beschäftigen Dich und lassen Dich nicht los?

Buche gerne eine kostenfreie Klärungs-Session (Dauer: 30-45 Minuten), in der wir herausfinden, was durch Dich noch in die Welt kommen möchte und was Dich bislang gehindert hat.

PS: Geh' Deinen eigenen Weg – es gibt keinen besseren!

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